Der Neue St. Jacobi Friedhof
Der Neue St. Jacobi Friedhof wurde 1867 als Alleequartiersfriedhof angelegt und huet vom Evangelischen Friedhofsverband Berlin Stadtmitte (EVFBS) verwaltet. Die Mittelachse des Geländes ist geprägt von einer langen Baumallee, von der mehrere Seitenwege abzweigen und das Gelände in Quartiere einteilt. Diese Hauptallee sowie die im Eingangbereich errichtete Kapelle stehen unter Denkmalschutz.
Mit seiner Fläche von ca. 7,5 ha ist der Neue St. Jacobi Friedhof einer von vielen weiteren Friedhöfen (insg. 29,6 ha) entlang der Hermannstraße in Berlin-Neukölln, welches im 19. Jahrhundert noch außerhalb der Stadtgrenze lag. Durch den rasanten Wachstum der Berliner Bevölkerung vor der Jahrhundertwende wurden hier in kurzer Zeit mehrere Friedhöfe erschlossen. Da Grundstücke innerhalb der Stadt nach einiger Zeit so teuer wurden, erwarben die Gemeinden dieses günstige Ackerland, um dem Bedarf nach Friedhofsfläche entgegen zu kommen.
Friedhöfe im Wandel
Die Gesamtfläche der Berliner Friedhöfe beläuft sich auf etwa 1.114 ha, von denen ca. 50% Überhangsflächen, die mittlerweile nicht mehr für Beisetzungen genutzt werden, darstellen. Hintergrund sind die seit den 1980ern abnehmenden Bestattungszahlen auf Grund demographischer und kultureller Verschiebungen. Zudem hat der Wandel der Bestattungskultur von der Sarg- zur Urnenbestattung und der Beisetzung in Urnengemeinschaftsanlagen zur Folge, dass heute wesentlich weniger Platz für Beerdigungen benötigt wird.
Die Pflege und der Erhalt der Grabflächen kostet viel Geld und wird auf allen konfessionellen (kirchlichen) Friedhöfen aus den Gebühren finanziert, die für Beisetzungen und Grabnutzung erhoben werden, also ausschließlich von Angehörigen und denjenigen, die den Friedhof aus Anlass eines Todesfalls nutzen.
Diese Entwicklungen haben zur Folge, dass viele Grabfelder oft nur noch lückenhaft belegt werden und die Friedhofsträger (z.B. Kirchen/Kommunen) oft nicht mehr in der Lage sind, die Ausgaben für den Erhalt und Instandhaltung der gesamten Friedhofsflächen zu erwirtschaften.
Neue Formen der Friedhofsnutzung
Auch auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof werden nur noch etwa 4,2 ha der Fläche für Begräbnisse genutzt. Er ist daher seit 2016 geschlossen. Das heißt es werden keine Bestattungen mehr auf dem Gelände durchgeführt und die bestehenden Nutzungsrechte der noch etwa 500 bestehenden Grabstellen werden nach Ablauf nicht mehr verlängert. Da Friedhofsflächen aus Pietätsgründen vor bestimmten Nutzungen, wie bspw. kommerzieller Bebauung und Gewerbe, geschützt sind, ergibt sich besonders im urbanen Raum eine neue Flächenkategorie, derer es die Entwicklung von neuen Formen der Nachnutzung bedarf.
In den Jahren 2018/2019 haben wir, gefördert durch das Berliner Programm für Nachhaltige Entwicklung (BENE) und auf Einladung des EVFBS, begonnen auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof zu erproben, ob ein Gemeinschaftsgarten Teil dieser Entwicklung von Friedhofsflächen sein kann.