Am 29. Dezember 2022 verstarb unser Wegbegleiter Todosch / Thorsten Schlopsies. Wir gedenken ihm mit einem Nachruf durch eine Teilnehmerin an dem Projekt Steinwerkstatt.

Vor einigen Tagen habe ich durch Zufall erfahren, dass Todosch am 29. Dezember 2022 vollkommen unerwartet gestorben ist. Sein Tod hat mich tief getroffen.
Ich bin Todosch 2018 im Prinzessinnengarten (Neuer St. Jacobi Friedhof) erstmals begegnet und durfte ihn während der Gartensaison 2019, als Teilnehmerin an dem Projekt Steinwerkstatt, näher kennenlernen. Todosch war – unter anderem – Bildhauer. Er hat Bildhauerei studiert, nicht nur bei Horst Hellinger sondern auch bei einem japanischen Meister, dessen Name mir leider nicht präsent ist.

Todoschs Blick auf die Welt war ein „multiperspektivischer“. Ihn auf die Bildhauerei festzulegen würde seiner Person nicht gerecht. In dem wunderbaren Sommer 2019 haben wir viele interessante Gespräche geführt. Ja, er wusste unglaublich viel (nicht nur) über Steine, ihre Beschaffenheit, ihr Vorkommen – ihren Klang. Seine Faszination für Steine hatte auch damit zu tun, dass sie zuerst da waren. Lange bevor organisches Leben auf diesem Planeten entstanden ist. Sie sind Zeugen der Entstehung all dessen, was heute auf unserer Erde existiert. Und sie tragen den Sternenstaub in sich, aus dem letztlich alles entstanden ist. Steine eröffnen den Blick in andere Dimensionen. Ich glaube das war es, was ihn an Steinen so besonders fasziniert hat. Todosch hatte die Gabe, sein Wissen und seine Begeisterung mit anderen zu teilen. Das hat ihn zu einem guten Lehrer gemacht. Er war aber vor allem ein Künstler, einer der die Welt mit den Mitteln der Kunst erforscht hat. Theater, Musik, das Spiel mit Worten – überall gab es für ihn etwas zu entdecken.

Immer ging es dabei um Austausch.

Todosch war an vielen künstlerischen Projekten beteiligt, die Menschen eine Möglichkeit eröffnen wollen, sich auszuprobieren und auszudrücken. Darunter viele (vor allem junge) Menschen, die aufgrund traumatischer oder begrenzender Erfahrungen, ihren Lebensmut und ihre Neugier erst wieder neu entdecken müssen. Ich kann mir niemanden vorstellen, der besser dafür geeignet wäre, Menschen zu inspirieren, als einer der authentisch vermitteln kann, dass es sich lohnt, neugierig und offen zu bleiben und an Möglichkeiten zu glauben.

Der Sommer 2019 war ein Geschenk. Die Steinwerkstatt an diesem wunderbaren Ort, unter freiem Himmel, umgeben von wunderbaren alten Bäumen und wildem Gestrüpp. Nur wenige Meter vom Acker entfernt. Einen schöneren Arbeitsplatz kann ich mir nicht vorstellen. Todosch hat, als Hüter des Ortes, unermüdlich für Ordnung gesorgt, die Grabsteinhaufen abgebaut, die Steine sortiert. Schwerstarbeit – um einen Platz zu schaffen für Menschen – und Steine.

In Grabsteinen kommt beides zusammen. Es sind Steine, die an geliebte Menschen erinnern. Es war eine gute Idee, sich über die Arbeit an den Steinen mit ihnen zu verbinden und etwas Neues entstehen zu lassen, in dem das Vergangene weiterleben kann.
Ich bin dankbar für die Begegnung mit einem Menschen, der mich inspiriert hat und unvergessen bleiben wird.

Michaela Kirschning, Januar 2023

Bild: © Paul Zinken/dpa