
Marina und Detlef Peukert


Ich setzte mich mit Detlef Peukert an einen Tisch im Schatten und frage, seit wann er in Hellersdorf lebt. Er überlegt, schnaubt und ruft nach Marina, seiner Frau. Zu mir gewandt: »Die wees dit jenau.« Marina Peukert gesellt sich zu uns. »Achtundachtzig sind wa nach Hellersdorf jezogen. Wegen der Wohnung, die hatte Fernwärme.« Vorher haben sie im Friedrichshain gewohnt. Ob der Wechsel schwierig war, frage ich. »Nö, is’ doch schön hier.« Detlef lacht. »Schön grün«, setzt Marina hinzu. Marina und Detlef feiern bald goldene Hochzeit, »’69 ham wa uns kennengelernt,« weiß sie sofort, »im Plänterwald.«
Nach der Wende hätte sich nicht viel verändert, »bloß die Miete is’ teurer jeworden.« Marina widerspricht: »Naja, sicher hat sich viel verändert, erstmal hatten wir ja keine Arbeit.« Sie war Sekretärin, er hat »sich so auf dem Bau rumjeschlagen.« Ob sie sich trotz des Geldmangels und der steigenden Mieten noch wohl fühlen würden im Bezirk? »Ja sicher, wieso sollten wir uns nicht wohlfühlen: Wir sind ja schon immer hier.« Beide lachen.
Als sie über DDR - Zeiten in Hellersdorf nachdenken, kommen Erinnerungen. »Früher gab’s noch Hausfeste und sowat, dit is’ heut’ nich’ mehr«, erinnert sich Marina, »heut’ kennt man ja kaum noch seinen Nachbarn, dit war früher anders.« Überhaupt sei die Gemeinschaft verloren gegangen. Und insgesamt sei das Leben grundsätzlich so viel teurer geworden. Wir sprechen über Arzt- und Friseurbesuche in Hellersdorf, die damals einfach drin gewesen sind – das können sie sich nicht mehr leisten. Regelmäßige, medizinische Fußpflege zum Beispiel: »Man muss nur richtig krank sein,« meint Detlef. Mit einem Seitenblick auf ihren Mann feixt Marina: »Da muss man noch zwee Sachen zusätzlich haben, um da ’n Rezept zu kriegen.«
Ich erkundige mich nach Orten in Hellersdorf, die die beiden mögen. Marina geht regelmäßig zum Tanztraining ins Kiezhaus Marzahn, »da hab’ ich viele Freunde. Unser Tanzlehrer macht dann auch immer Frühstückstanz.« Und einmal im Jahr wird der Tanz in den Mondschein veranstaltet, da kommt auch Detlef mal mit. Der kann seiner gärtnerischen Leidenschaft im Gutsgarten frönen, in dem wir grade sitzen. »Tomaten hat er aufm Balkon, die wachsen gut. Man kann nur schlecht druff sitzen, er hat ’n Hochbeet und viele Pflanzen,« lacht Marina. »Zu Hause rumsitzen und jammern, davon wird’s nicht besser. Man muss wat machen«, sagt Detlef, »sie tanzt, ich werkel.«
Ob die beiden Wünsche für den Bezirk hätten? Nach der Wende »wurden die ganzen Kinderkombis abgerissen, viele Schulen und jetzt stell’n se fest, dass se nicht jenuch ham. Jetzt müssen se’s allet wieder neu baun. Und statt Kinderkombis stell’n se Garagen hin«, sagt Marina. Beide finden, dass Hellersdorf voller wird und so auch mehr Bedarf an Wohnungen, Kindergärten und Schulen da ist. »Viele die hergezogen sind, die sagen, das hamse sich janich so schön vorjestellt. Ihr habt so viel Grün, dit hätt’n wa nich’ jedacht.«