Die Gartensaison ist für dieses Jahr beendet. Und auch das Projekt „Wir gründen einen Gemeinschaftsgarten“ neigt sich seinem Ende zu. Zeit, einen Blick zurückzuwerfen auf die letzten beiden Jahre, auf all die schönen Momente und neuen Begegnungen, das Engagement der Nachbarschaft und den Einsatz des Projektteams, auf das, was gewachsen ist und geerntet wurde, auf das, was endet und das, was bleibt.

Die „Frische Briese“ – Ein Garten für den Rollberg

Ein grüner Ort, an dem man sich wohlfühlt, wo man gerne Zeit verbringt, Freund*innen trifft und mal einen Gang runterschaltet. Wo die Hektik der Stadt mal Pause hat, der Gestank der Hermannstraße nicht ankommt und die Luft im Sommer ein bißchen frischer ist als anderswo in Neukölln. Das waren einige der ersten Überlegungen zum QM-Projekt „Wir gründen einen Gemeinschaftsgarten“, die noch von den Auswirkungen der Corona-Pandemie geprägt waren. Lange hatte die Nachbarschaft sich mit stark einschränkenden Veränderungen wie Kontaktsperren, Homeschooling und Lock Down auseinandersetzen müssen. Beschränkt auf die eigenen vier Wände, oft ohne Balkon, da fiel dem Einen oder der Anderen schon mal die Decke auf den Kopf. Der Wunsch nach einem Treffpunkt an der frischen Luft und ganz in der Nähe des eigenen Zuhauses lag nah. Hier geht’s weiter im Text …
Und so machte sich ein Jahr später ein Projektteam des Prinzessinnengärten Kollektivs gemeinsam mit der Nachbarschaft daran, genau solch einen Ort zu schaffen. Über 30 Hochbeete entstanden und wurden auf dem Dach einer Tiefgarage in der Briesestraße platziert, befüllt und bepflanzt. Ein großer Tisch für Gruppentreffen, eine Ecke mit Sonnensegel als Wetterschutz, ein Container für alle Gerätschaften, eine mobile Küche und zuletzt sogar noch eine Komposttoilette – es wurde geschreinert und gebaut und gestaltet was das Zeug hielt. Zuletzt fehlte nur noch ein geeigneter Name, der schließlich mit Hilfe der Beteiligung der Nachbarschaft gefunden und gewählt wurde: „Frische Briese“.

Was wächst denn da? Von Basilikum und Bamberger Hörnchen

 5456272796268225595 121Pünktlich zum Saisonstart 2023 starteten die offenen Gartentage in der „Frischen Briese“. Das Team der Prinzessinnengärten lud die Nachbarschaft zum gemeinsamen Gärtnern ein und stärkte so ganz nebenbei die Umweltbildung im Quartier. Ob Kräuteranzucht, Workshops zu Regenwurm und Kompost oder die alltäglichen Gartenarbeiten vor Ort, wie Unkraut zupfen, gießen oder Rankgerüste für die Bohnen bauen, es gab immer was zu tun. Besonders die Rollberger Kinder aus der nahen Nachbarschaft waren sofort mit Begeisterung dabei, doch auch Familien und Einzelpersonen nutzten das Angebot regelmäßig. Gegärtnert wurde sowohl am eigenen Beet als auch an Gemeinschaftsbeeten. Von Kräutern und Salaten hin zu Erdbeeren und roter Bete, Möhren, Bohnen und den unglaublich leckeren Bamberger Hörnchen- Kartoffeln, das Rollberger Gartenherz konnte sich die ganze Saison lang über eine große Vielfalt an Pflanzen und Gemüse freuen: Frisch, lecker, gesund und direkt vor der Haustür!

Bunte Mischung – Für alle was dabei
Um noch mehr Menschen im Rollberg am Garten teilhaben zu lassen, fragte das Projektteam die Nachbarschaft regelmäßig nach ihren Wünschen und organisierte auch entsprechende Angebote abseits von Gärtnerei und Umweltthemen.So entstanden ein vielseitiges Workshop-Programm zu HipHop und Graffiti, Selbstverteidigung oder Tischlerei sowie gemütliche Kaffee-Kuchen-Runden, Kürbis-Schnitzen oder gemeinsame Kochaktionen.

IMG 20231024 130822 4217E50BBF1 7838 490F 8BDD 24D9C0AEAFBFBesonders beliebt waren die verschiedenen Feste mit Musik, Buffet und buntem Programm, etwa zum Saisonstart, zur Ehrung der Rollberger Freiwilligen, zum Tag der Städtebauförderung, zum Ernte-Dank oder auch zu Halloween.
Da der Garten nicht barrierefrei zu erreichen ist, bemühte sich das Team außerdem, inklusive Angebote zu schaffen. In Kooperation mit dem AWO-Falk-Club zogen Menschen mit Beeinträchtigung die Jungpflanzen für die kommende Saison groß und übernahmen so eine der wichtigsten Aufgaben für eine vielfältige und erfolgreiche Gartensaison. In Kooperation mit Mosaik gGmbH wiederum wurde eine Nistkastenaktion umgesetzt. Die wunderschön gestalteten Nistkästen schmücken nun einzelne Bäume im Rollberg und bieten Spatz und Meise Platz und Schutz zum Brüten.

Ohne euch nix los! Danke an alle Rollberger Gärtner*innen und Kooperationspartner
Neben den bereits erwähnten Trägern gab es weitere Kooperationen mit vielen lokalen Akteuren wie der Zuckmayer Schule, Kita Mini-Mix, MaDonna Mädchentreff, den Stadtteilmüttern, Morus 14 e.V., Kiezanker e.V., AKI e.V., Berliner Ernährungsrat, Trial&Error und anderen. Somit vielen Dank an alle beteiligten Akteure! Erst euer unterstützendes Mitwirken und die Teilnahme eurer Zielgruppen machen unsere QM-Projekte lebendig! Und natürlich Danke an alle Nachbar*innen, die sich die Hände schmutzig gemacht haben! Danke, dass ihr dabei wart und das Projekt unterstützt habt, mit eurer Zeit und eurem Einsatz! Und zuletzt möchten wir uns natürlich auch beim Garten-Team bedanken, für euer Engagement für die Nachbarschaft und die tolle Zusammenarbeit!

Und was jetzt?
Nachdem über zwei Jahre ein neuer Gemeinschaftsgarten im Rollberg geschaffen wurde, der auf ganz unterschiedliche Bedarfe antwortet und sowohl als Bildung-, Veranstaltungs- und auch Begegnungsort in den Kiez wirkt, heißt es nun zunächst Abschied nehmen. Die Fläche in der Briesestraße wird im nächsten Jahr leider nicht länger zur Verfügung stehen und der Garten muss abgebaut werden. Doch es wird einen Neuanfang geben. Regenwurm und Co dürfen umziehen und an anderem Ort – natürlich immer noch im Rollberg – einen Neuanfang machen. Denn das Projekt wurde mit Zustimmung des Rollberger Quartiersrats verlängert und wird die Nachbarschaft noch mindestens bis Ende 2026 begleiten! Wo genau, das verraten wir noch. Es sei nur so viel gesagt, über den Namen „Frische Briese“ mit seinem Verweis auf die Briesestraße muss man wahrscheinlich nochmal diskutieren.


Das Projekt „Wir gründen einen Gemeinschaftsgarten“ wird gefördert mit Mitteln aus dem Programm „Sozialer Zusammenhalt“.
Text: QM Rollberg, November 2024