Positionspapier

 

Das Prinzessinnengarten Kollektiv engagiert sich für Bildungskonzepte und -angebote, die regionale und ressourcenschonende Ökonomien sowie den Umweltschutz fördern. Unser vorrangiges Ziel ist es, urbane Gärten als Orte des gemeinschaftlichen Lernens und des nachhaltigen Anbaus von Lebensmitteln aufzubauen und zu erhalten. Wir laden alle Menschen ein, am Mitgärtnern und an der Naturerfahrung teilzunehmen.

Der Prinzessinnengarten auf dem Neuen St. Jacobi Friedhof, der Gutsgarten Hellersdorf sowie alle anderen Gärten, die wir aktiv gestalten, sollen Räume sein, in denen sich Menschen gegenseitig wahrnehmen, respektieren und wertschätzen. Wir sind Teil der Welt, die wir kritisieren – und ihre Probleme sind Teil von uns. Diskriminierungen und Vorurteile jeglicher Art kommen überall in der Gesellschaft vor. Uns ist bewusst, dass es nicht möglich ist, einen diskriminierungsfreien Raum zu gestalten. Machtverhältnisse durchziehen nicht nur die Gesellschaft, sondern auch Orte, die sich aktiv dagegen einsetzen und positionieren. Dennoch fühlen wir uns verantwortlich für die Art der Begegnungen und des Miteinanders in unseren Räumen. Deshalb möchten wir mit diesem Positionspapier unsere gemeinsame Haltung als Kollektiv zusammenfassen und damit eine grundlegende Erwartung für das Miteinander in unseren Gärten formulieren.

Alle Menschen sind in unserem Garten willkommen. Wir wünschen uns jedoch ein diskriminierungssensibles Miteinander. Wir positionieren uns aktiv gegen Diskriminierungen jeglicher Art sowie gegen menschenverachtendes Verhalten. Folgende Diskriminierungsformen sind für uns besonders wichtig. Dabei ist uns bewusst, dass Menschen häufig von mehreren Diskriminierungen gleichzeitig betroffen sind und diese miteinander verflochten wirken.

Hinweis: Diese Liste ist nicht vollständig und soll kontinuierlich ergänzt werden. Die Aufzählung stellt keine Hierarchisierung dar.

Formen von Diskriminierung, denen wir entgegentreten (in alphabetischer Reihenfolge):

  • Ableismus – Diskriminierungen aufgrund körperlicher oder geistiger Beeinträchtigung
  • Adultismus – Diskriminierungen Erwachsener gegenüber Kindern
  • Ageismus – Diskriminierungen aufgrund des Lebensalters
  • Antisemitismus – Feindseligkeit, Vorurteile oder Gewalt gegenüber Jüdinnen und Juden oder jüdischen Institutionen – sei es religiös, kulturell oder gesellschaftlich motiviert
  • Islamfeindlichkeit – Ablehnung oder Diskriminierung gegenüber Muslim*innen oder dem Islam, die sich in Vorurteilen, Ausgrenzung oder Gewalt äußern kann
  • Klassismus – Diskriminierungen aufgrund der sozial-ökonomischen Herkunft
  • Queer-/Trans/Homofeindlichkeit* – Ablehnung oder Diskriminierung gegenüber queeren, trans* und homosexuellen Menschen, die sich in Vorurteilen, Ausgrenzung oder Gewalt ausdrücken können
  • Rassismus – Diskriminierungen aufgrund biologischer oder körperlicher Merkmale, Herkunft oder Religion – einschließlich aller Unterformen wie antimuslimischer Rassismus, anti-Schwarzer Rassismus, antislawischer Rassismus sowie Rassismus gegen Rom:nja und Sinti:zza
  •  Sexismus – Diskriminierungen aufgrund des Geschlechts / sexualisierte Diskriminierung, Belästigung und Gewalt

Hier kannst du dich näher informieren:

ethnische Herkunft und/oder rassistische und antisemitische Zuschreibung, inklusive Migrationsgeschichte

Geschlecht, inklusive geschlechtliche Identität

sexuelle Orientierung

Lebensalter

Nationalität

Sprache

Religion und/oder Weltanschauung

sozialer Status

Behinderung, chronische Erkrankung und/oder gesundheitliche

Beeinträchtigung

sozial-familiäre Lage

Insbesondere Haltungen und Äußerungen, die nationalistisch oder rechtsextrem sind oder rechten Parteien beziehungsweise Organisationen zugeordnet werden können, haben keinen Platz in unseren Räumen. Ebenso wenig dulden wir persönliche und menschenverachtende Anfeindungen, Mobbing, sexualisierte Belästigung und Gewalt. In unseren Räumen der Gemeinschaft und der Begegnung möchten wir durch Austausch gegenseitiges Verständnis fördern und die Möglichkeit schaffen, unterschiedliche Perspektiven einzunehmen. Wir gestalten ein Umfeld der Akzeptanz, in dem Vielfalt geschätzt wird.

Unsere Vision ist es, dass der Garten nicht nur ein Ort des Pflanzenwachstums ist, sondern auch ein Ort des persönlichen Wachstums und des gesellschaftlichen Fortschritts. Durch die Erfahrung von Mitbestimmung an einem gemeinschaftlichen Ort möchten wir Teilhabe am gesellschaftlichen Leben und an demokratischen Prozessen ermöglichen. Menschen können hier Ideen austauschen und gemeinsam Entscheidungen treffen.

Für ein diskriminierungssensibles Miteinander:

Wir wünschen uns eine wohlwollende Interaktion und einen achtsamen Umgang miteinander.

Wir üben uns in Fehlerfreundlichkeit und erkennen an, dass Menschen unterschiedliche Zugänge zu Wissen haben und aus verschiedenen Bildungs-und Wissenskontexten kommen.

Wir versuchen, Diskriminierung und Marginalisierung weder in Konkurrenz zueinander zu sehen noch sie zu hierarchisieren – auch wenn sie durchaus in Konflikt miteinander stehen können.

Wir achten auf diskriminierungssensible Sprache.

Wir übernehmen Verantwortung für unser Handeln und für das, was in unseren Räumen passiert.

Bei Grenzüberschreitungen und Diskriminierungserfahrungen sind wir ansprechbar und reagieren verantwortungsvoll.

Wir reflektieren unsere Privilegien, Deprivilegierungen und unsere gesellschaftliche Positionierung.

Wir achten auf die Grenzen anderer sowie auf unsere eigenen. Wir tragen gemeinsam die Verantwortung dafür, gegenseitige Grenzen zu respektieren.

Wir wollen einander unterstützen, gemeinsam lernen, unterschiedliche Perspektiven einnehmen und so gesellschaftlichen Machtmechanismen entgegenwirken.